Beitrag
4. Etappe 18. Dezember 2019 bis 19. Januar 2020
Überquerung des atlantischen Oceans
Diese Etappe setzt sich aus drei Teilen zusammen:
1. Teil: Von Los Christianos Teneriffa nach Mindelo Kap Verden (811 sm)
2. Teil: Pause auf der Insel Sao Vicente und Vorbereitung zum 3. Teil
3. Teil: Überquerung des Atlantiks von den Kap Verden nach Barbados
1. Teil
18. Dezember
Seit Tagen verfolge ich nun schon die Wetterlage von den Kanaren zu den Kap Verden und vergleiche die Wettervorhersage von WINDY und den Grib-Files.
Unterhalb den Kanaren ist ein Schwachwindstreifen mit einer Ausdehnung von 50 sm, danach sollten wir den NE-Passat mit 15 - 20 kn Wind aus NE erreichen.
Das ist dann die Wetterlage, die die nächsten 10 Tage anhalten soll.
Wir nehmen den Schwachwind in Kauf, da dieser sich erst am Samstag den 21.Dezember auflösen soll, und bereiten uns für die Fahrt vor.
Dinghi einpacken, Außenborder an die Heck Reling, marokkanische Gasflasche in die Backkiste (für die Fahrt nutzen wir unsere deutschen Flaschen), alles so packen, dass die Segel oben auf liegen.
Gegen Mittag sind wir fertig.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend wird der Anker hoch geholt. Auch der wird in den Ankerkasten verstaut. Bei einer Wassertiefe mindestens 3000m bauchen wir den die nächsten Tage nicht. Mit Hupen und Getöse der anderen Schiffe werden wir verabschiedet und brechen auf.
Vielleicht sehen wir den ein oder anderen ja irgendwo wieder. Wäre ja nicht das erste Mal.
811 Seemeilen wollen wir in 8 Tagen schaffen. So lange waren wir noch nie auf See.
Mit leichter Brise geht es in den Nachmittag und Abend. Der Schwachwindbereich kommt am nächsten Morgen wie vorhergesagt.
Der Atlantik liegt bis auf eine Dünung von 1,5 -2 m regungslos da. In regelmäßigen Abständen hebt und senkt sich die Molly
sanft im Takt der Dünung. Der Motor treibt uns voran. Gegen Abend hoffen wir den Passat zu erreichen.
Mit dem Satellitentelefon holen wir den aktuellen Wetterbericht, der Schwachwindbereich verkleinert sich im Laufe des Tages.
Das ist doch Mal eine gute Nachricht.
Der zweite Tag auf See (19.12.) noch 759 sm ist von Motorstunden gezeichnet. Absolut kein Wind. Der Atlantik liegt ganz glatt.
Uns überholen sogar die Schildkröten. Was da wohl im Wasser treibt. Als wir dann näher kamen, waren es Schildkröten. Davon haben wir mehrere den Tag über gesehen. Sie schwimmen an der Wasseroberfläche und strecken ab und zu den Kopf raus. (Die lachen uns aus)
Gegen späten Abend ist dann doch etwas Wind aufgekommen, voller Freude setzen wir Segel und wünschen unserem Motor eine gute Nacht.
Hat er sich auch verdient.
Dritter Tag auf See.(20.12.) noch 664 sm
Der Wind ist sehr unstet in Richtung und Stärke. Nachdem wir dann wieder einmal alle Segeloptionen ausprobiert haben, blieb nur die
ausgebaumte Genua übrig. Durch den anfangs schwachen Wind um 10 kn und der Dünung von bis zu 3 m hat alles geschaukelt und die Segel
waren am Schlagen. Als ob der Wind gewartet hat, bis wir resignieren, hat er dann am späten Vormittag ein Einsehen gehabt und etwas zugelegt.
Mit etwas Fahrt im Schiff schaukelt es nicht ganz so stark, die Segel schlagen kaum noch und Windfried braucht halt auch etwas Fahrt im Schiff, um vernünftig arbeiten zu können.
Vierter Tag auf See (21.12.) noch 574 sm
Der Wind nimmt langsam aber stetig zu, auf 30 kn. Wettervorhersage war bei 15-20kn. Doch es läuft und wir machen Stecke. Gegen Abend, der Wind hat seine konstanten 30 kn erreicht, reffen wir das Vorsegel für die Nacht. Laufen weiter mit 5-6kn. Wir verbringen den Tag mit schlafen, essen und lesen. Zum Abend gibt es Bratkartoffel mit Speck, Gemüse und Ei darüber. Bei der Schiffsschaukel ist ein einfaches Pfannengericht angesagt.
Fünfter Tag auf See (22.12.) noch 438 sm
8:00 Uhr ich kann nicht mehr schlafen. Alexandra hat seit 4 Uhr die Wache mit Windfried. Klappt gut, ein gutes Team. Wir setzen Kaffee auf. Heute ist zum ersten Mal Frühstück unter Deck. Mit dem Wind ist es etwas ungemütlich draußen. Dann rufen wir die neue Wetterlüge ab. Gemäß dem Wetterbericht ändert sich heute im Laufe des Tages , 30kn Wind laut Wetterkarte mit bis zu 3m Welle. Kann man aber gut mit umgehen.
Die meiste Arbeit hat der Windfried, der muss richtig schuften.
Der ganze Tag ist mit Wind bis 35kn und einer Welle von geschätzt 4m.
Sehr ungemütlicher Tag. Wir lesen und dösen so vor uns hin.
Doch den Lebkuchen von Mama zum vierten Advent, den lassen wir uns nicht vermiesen.
Schauen immer wieder auf Navi und Windfried, aber der Wind bleibt den ganzen Tag bis in den Abend. Wir reffen zur Nacht das Vorsegel auf Handtuchgröße und laufen
immer noch 5 kn. Windfried versucht den Kurs zu halten, ist aber bei der schräg von Achtern kommenden Wellenberge nicht ganz einfach.
So schießen wir die Berge mit bis zu 10 kn hinunter.
Das einzig Gute daran ist, wir machen Strecke.
Bei diesem Getöse bleibt nur der Pizzaservice. Zwei Aufbackpizzen und ein Gläschen Wein bilden für heute das Abendessen.
Wir korrigieren den Kurs etwas, so dass die Welle mehr achterlich kommt. Mit der Aussicht auf Wetterberuhigung und den kleinen Segel geht Alexandra zur Ruhe. An schlafen ist erst einmal nicht zu denken. Doch gegen Mitternacht kehrt immer mehr Ruhe ein, ich reffe wieder aus und der Schlaf kehrt ein.
Sechster Tag auf See (23.12.) noch 315 sm
Die Sonne scheint bei gemäßigtem Wind. Das ist doch ein guter Tag, um die Angel auszuwerfen. Der Köder soll einem Tintenfisch ähnlich sein.
So gegen Mittag schlägt der Bissanzeiger (in Form einer leeren Bierdose) Alarm. Unser Abendessen wird heute ein Thunfisch sein, fangfrisch.
Sonst ist es heute ein angenehmer Segeltag, der Zeit lässt, wieder ein paar Zeilen und Bilder für die Homepage vorzubereiten.
Siebter Tag auf See (24.12.) noch 201 sm
Der Wind hat auf 10 kn abgeflaut, nach einem gemütlichen Frühstück setzen wir den Gennacker. Wir hatten Befürchtungen, dass uns wieder die Schildkröten überholen. Es läuft mit 4 kn und einer leichten Dünung dahin. Gegen Mittag schmücken wir unser Schiff weihnachtlich mit ein paar Kugeln, einer Lichterkette und dem Weihnachtsbaum. Dann gibt es Kaffee mit lecker Lebkuchen, Christstollen und Zimtsterne.
Jetzt noch duschen und hübsch machen, wenn gleich der Weihnachtsmann kommt.
Zum Abendessen gibt es Rindergulasch und Nudeln. Da hat die Seekuh dran glauben müssen.
Nach der Bescherung hatten wir noch einen schönen Weihnachtsfilm geschaut. Dann ging es wieder in die segelerische Routine mit Nachtwache.
So hatten wir bei ruhigem Wetter ein schönes Weihnachten auf See gehabt. Die Familie und ein paar Telefongespräche haben natürlich gefehlt.
Achter Tag auf See (25.12.) noch 106
Mit ruhigen 10 -12kn laufen wir dahin, kein Segelschlagen richtig Ruhe im Schiff. Damit war heute ausschlafen angesagt, zumindest für Eine. Aber das tut auch mal gut.
So langsam wird es spannend und Ungeduld kommt auf. Jetzt sind wir über 750 sm gefahren ohne nach Land zu suchen, war ja eh keines da. Doch auf einmal schaut man alle halbe
Stunde in die Ferne.
Zudem ist es ja wie immer, für heute mit Tageslicht anzukommen, waren wir zu langsam und für morgen Früh sind wir zu schnell. Mal sehen ...
An Deck finden wir noch einen fliegenden Fisch, der die falsche Landebahn genommen hat.
Nur noch 20 sm und noch kein Land in Sicht. Nur noch 15 sm und immer noch kein Land in Sicht. Die Berge der Insel Ilha de Santo Antäo sind 1700 Meter hoch, müsste man doch eigentlich sehen. Etwas beunruhigt prüfe ich nochmals Kurs, Koordinaten und zur Sicherheit noch die Daten aus dem Atlantik Crossingguide, alles stimmt.
Dann um 18:45 Uhr ist es soweit, die Sonne steht schon tief, kann man die Insel Ilha de Santo Antäo schemenhaft erkennen. Unsere Insel Ilha de Sao Vicente ist noch etwa 10 sm weiter. Froh, das Ziel endlich zu sehen, gehen wir in den Endspurt.
Bei Dunkelheit laufen wir in die Ankerbucht, was ich ja eigentlich nicht mag. Da liegt alles durcheinander, kleine Frachter, Segelschiffe, 3 Wracks, naja und wir mitten drin. Wir finden einen Platz für unseren Anker, noch ein Bierchen zur Entspannung und froh den Ersten Teil der 4. Etappe gut geschafft zu haben.
Erfahrungswerte:
-Antirutschmatten auf jeder freien Fläche
-Das Schiff immer aufgeräumt, besonders an Deck, die Lage ändert sich meist nachts
-Reichlich gutes Essen, ist Balsam für die Seele, bei den langen Seetagen
-Tassen mit breitem Boden, fallen nicht so schnell um
-ein 2. Vorstag mit Rollanlage für das Starkwindsegel wäre gut gewesen
-Auf den Kanaren Proviant für die gesamte Überfahrt einkaufen. Die Versorgungslage in
Mindelo ist eher bescheiden. Veileicht etwas frisches Obst und Gemüse.
26.12. Erster Tag an Land und auch Beginn des 2. Teils , Landgang in Mindelo
Heute steht Einklarieren und SIM-Karte auf dem Plan.
Polizei und Hafenbehörde sind ganz entspannt. Natürlich wieder Formulare ausfüllen, aber die Zeit muss man mitbringen.
Jetzt noch Geld holen, kapverdische Escudos. Die freundliche Frau vom TouriBüro hilft uns beim Einrichten der SIM-Karte. Noch einen Gang durch die Stadt, um die ersten
Eindrücke zu bekommen. Irgendwie ein Mix aus Spanien, Marokko und Karibik. Bei einem Bierchen und einem Snack lassen wir das in der Floating Bar erst einmal setzen.
Die Suche nach einem Tankdeckel für unseren Außenborder blieb erfolglos (Eine Welle beim Tanken, das Gelichgewicht verloren und weg war der Deckel. Dieser verschwand auch gleich in der Tiefe) , aber beim Nachfüllen unserer Gasflaschen waren wir erfolgreich. Die füllen hier alles, egal welcher Anschluss da drauf ist.
Und noch ein Erfolg war zu verbuchen. Die Kinder hatten Alexandra ein Geburtstagsgeschenk hierher geschickt. Wegen unserer Verzögerung liegt das Päckchen schon eine Weile hier, aber es liegt hier!!!
Mit der Tracking Nummer war es ruck zuck gefunden.
28.12.
Wir machen einen Ausflug an den Strand von Sao Pedro, mit dem Bus.
Da steht ein Kleinbus, Abfahrt ist, wenn der Bus voll ist. Für europäische Verhältnisse 11 Personen, aber da passen mehr rein.
Mit 16 Personen sind wir losgefahren und unterwegs haben wir noch einen mitgenommen, ich weiß allerdings nicht wo der geblieben ist. Auf dem Dach die Benzinkanister, die leeren Fischbehälter und eine Waschmaschine.
Nach ca. 30 Min Fahrt sind wir doch ganz gut angekommen.
Ein kleines Dorf mit einem schönen langen Sandstrand. Es tummeln sich vielleicht 10 Touris, sonst hauptsächlich die Einheimischen mit ihren kleinen Fischerbooten. Diese werden mit 10 Mann von Strand ins Wasser geschoben.
Hier soll es wohl Schildkröten im Wasser geben. Mit der Schnorchelbrille schwimme ich so ca. 100 m raus, da tummeln sich schon ein paar Leute.
Es ist unbeschreiblich, Schildkröten mit einem Panzer von 80 -100 cm gleiten durchs Wasser. Manche kommen auch sehr dicht, halten aber immer einen kleinen Abstand. Ist mir auch recht.
So haben wir den Tag verbracht und wieder einmal sehr schöne Eindrücke gesammelt. Wir haben jetzt schon so viel gesehen, aber werden doch immer wieder von den vielfältigen Kulturen der Länder überrascht und von dem, was die Natur zu zeigen hat.
Die auf eine Schiefertafel geschriebene Speisekarte war übersichtlich. Zur Auswahl gab´s 5 verschiedene Fische und die Beilagen waren die gleichen. Aber alles sehr lecker und bestimmt ganz frisch.
Sylvester
Angekündigt war zu Mitternacht ein Feuerwerk und Livemusik in der Hauptstraße. Zuvor wollten wir aber noch schön was Essen gehen. Beim Italiener konnten wir noch einen Tisch ergattern, sonst war fast alles reserviert.
Danach, so dachten wir, Livemusik bis zum Feuerwerk. Doch für Livemusik war es sehr ruhig, es war überhaupt keiner auf der Straße. Hier feiert man nicht in das neue Jahr, man feiert das neue Jahr. Also die Party begann pünktlich nach dem Feuerwerk.
Die Leute strömten in die Straße, die Musik spielte auf. Die Leute begannen zu tanzen, jeder mit jedem. Alle waren sehr
freundlich. Wir feierten mit Jasper und Sanna, super nette Leute, die wir schon auf den Kanaren kennen gelernt hatten.
Es war eine super Stimmung, die wir jedoch um 3:30 Uhr erschöpft verließen. Die Musik spielte noch bis 6 Uhr
am Morgen.
01. Januar, wir schreiben das Jahr 2020
Vormittags ausruhen und am Nachmittag das Schiff für die nächste Etappe vorbereiten. Ist immer ganz schön viel Arbeit, bis alle Tanks und Kanister voll und verstaut sind. Auch wird alles umgepackt, Leinen und Fender ganz nach unten. Segel und Schoten oben. Alles Wichtige greifbar, den Grabbag packen, ....
02. Januar 2020 Tag 0,5 auf See
Wir kaufen vormittags noch ein paar frische Lebensmittel, machen das Boot fertig und um 11:40 Uhr legen wir in der Marina Mindelo ab.
Der Kurs führt uns erst einmal an der Insel Santo Antäo vorbei. Der Düseneffekt zwischen den beiden Inseln treibt uns mit 30 Knoten Wind gut voran. Doch diese Rauschefahrt soll nicht lange anhalten, denn wir müssen an der SW der Insel vorbei. Die Insel ist relativ groß und hoch, sodass sie bei NE Wind einen großen Windschatten erzeugt. Dieser Flautebereich macht uns dann die ganze Nacht zu schaffen. Segel bb, Segel stb, kein Wind Segel bergen und Motor an, dann wieder etwas Wind und so fort. Kein schöner Start für die lange Strecke.
Erst in den frühen Morgenstunden hat sich der Wind dann mit 15 kn aus NE stabilisiert.
Heute nur 36 sm
03. Januar 2020 Tag 1 auf See
zum Glück ist der Wind den ganzen Tag über sehr stabil geblieben. Windfried hat gesteuert und wir haben die Wunden der Nacht geleckt, lesen, dösen, ausruhen und Essen machen.
Gegen Mittag beißt ein Fisch, doch der verschwindet samt Haken. Der kennt mich aber schlecht, ich habe natürlich noch einen Ersatz. Am frühen Abend klappert wieder die Bierdose, doch auch der entwischt. Da muss ich an meiner Taktik noch was ändern.
Heute gibt es Ravioli mit Schinken/Zwiebelsoße
ETMAL 112 sm noch 1939 sm
04, Januar 2020 Tag 2 auf See
nach einer angenehmen Nacht mit ausreichend Schlaf für jeden von uns beiden gab´s Frühstück. Die Sonne versteckt sich immer hinter einem leichten Dunst, aber es ist trotzdem angenehm warm. Es hat nur Auswirkung auf unsere Solarladung, die ist dann natürlich nicht so intensiv. Nach unserem gestrigen Dösetag und dem guten Frühstück, liegt es wohl in der Natur des Menschen, zumindest in mir, geht es vielleicht nicht besser oder schneller?
Jetzt ein paar Gedanken für Segler und für uns:
Wenn wir nur einen Knoten schneller sind, sind das 24 sm pro Tag und 120sm in 5 Tagen, was das Etmal eines Tages ist. Bei 15 Tagen wären wir 3 Tage früher da.
Bislang sind wir ganz entspannt mit ausgebaumten Vorsegel gefahren. Also versuchen wir doch mal das Großsegel dazu. Wir wollen ja richtige Passatsegler sein.
Der Frühsport hat sich nicht gelohnt. Der Wind kommt 30° zum Kurs. Mit den gepfeilten Salingen war das kein ruhiges Segeln. Zudem war keine wirkliche Steigerung der Geschwindigkeit festzustellen. Dann packen wir halt alles wieder ein und bleiben beim Vorsegel und rationieren unsere Vorräte (Spass).
Wir laufen zwischen 5 und 6 Kn, das Segel steht stabil und Ruhe ist im Schiff.
Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist leicht zunehmender Wind auf 20 - 25 kn aus NE.
Am Nachmittag ging wieder ein Fisch in die Angel, den wir dieses Mal aber raus bekommen haben.
Dank dem guten Gaff von Sebastian konnte ich ihn gut über die Bordwand heben.
Doch so einfach hat er sich nicht ergeben. Als Resultat konnten wir die Plicht waschen. Wir lernen noch. Auf jeden Fall ist es ein Mahi Mahi, eine Goldmakrele.
Filetiert wandert sie in den Kühlschrank. Denn für heute ist Schnitzelfleisch vorgesehen. Soll ja auch nichts verderben.
Mit einem Etmal von 123 sm war das ein guter Tag, noch 1816 sm
Wobei wir das Etmal nicht von Mittag bis Mittag gemessen haben, sondern von Mitternacht bis Mitternacht.
05. Januar Tag 3 auf See
Der Wind hat in der Nacht auf 25 - 28 kn aufgefrischt, wir machen gute Fahrt.
Unser frisches Obst und Gemüse verdirbt deutlich schneller als erwartet. Obwohl wir alles frisch und in verschiedenen Reifestufen vom Markt gekauft hatten, sind uns schon jetzt ein paar Zitronen und Tomaten verdorben.
Die grünen Bananen hingegen wollen nicht gelb werden.
Heute haben wir das nächste Wetter-Abo abgerufen.
Ich habe die gesamte Strecke in vier überlappende Fenster geteilt und ab morgen bekommen wir das nächste Fenster als Vorhersage.
Es geht voran.
Etmal 139 sm
06. Januar Tag 4 auf See
Der Wind hat auf 25-30 Kn aufgefrischt und soll die nächsten Tage so bleiben.
Ich habe schon Muskelkater in allen Muskeln, die man sonst wenig gebraucht. Aber bei der Schaukelei sind bei jeder
Bewegung alle Muskeln gefragt. Alles ist mit viel Bedacht zu machen, gehen, Toilette, kochen, ...
Der aktuelle Wetterbericht sagt in den nächsten 2 Tagen mehr Wind. Grundwind um die 25 kn in den Böen bis 35 kn. Da haben wir lieber das kleine Vorsegel aufgezogen. In der Zeit ohne Segel blieb die Molly mit Top und Takel auf Kurs. Nach getaner Arbeit haben wir uns ein Segelwechselbier verdient.
Für kurze Zeit haben wir Gesellschaft eines Cargo-Ships.
Der Wind ist anfangs auf 34kn angestiegene Wind, hat sich im Laufe des Tages wieder auf 20 kn relativiert. dafür ist unsere Fock eigentlich zu klein, aber für morgen und Mittwoch ist auch stärkere Wind vorhergesagt. Wir werden morgen sehen, wie sich alles entwickelt hat.
Zwei Fische haben gebissen aber keiner wollte in unsere Pfanne. Dann gab´s halt Hühnchenbeine mit Gemüse-Couscous und ein Bierchen dazu.
Die größte Herausforderung ist derzeit das Geschaukel im Schiff. Alles was nicht fest ist oder auf einer Antirutsch-
matte steht ist weg, rutscht durch die Gegend, fällt um oder beides. Auch laufen oder sitzen, man ist immer in
Bewegung, um das Schaukeln auszugleichen.
Der Himmel ist seit 2 Tagen wolkenverhangen, uns fehlt die Sonne und die Sterne in der Nacht,
Etmal 132 sm
07. Januar Tag 5 auf See
Der Himmel zeigt sich heute etwas aufgelockert. Irgendwo habe ich mal etwas von einer Barfußroute mit der Routenbeschreibung "immer nach Süden bis die Butter schmilzt und dann rechts abbiegen" gelesen. Wir sitzen hier in langer Hose und die Butter schmilzt nicht, ist ja auch im Kühlschrank.
Der Atlantik hat eine Wassertemperatur von 25°C und die Luft erscheint durch den Wind etwas kühler.
Heute ist sehr anschaulich der Unterschied von Welle und Dünung zu sehen. Die Welle mit 1,5 m kommt in kürzeren Abständen
und in größeren Abständen kommen dann die Wellenberge mit einer Höhe von 3-4m angerollt.
Den ganzen Tag eilen wir mit bis zu 40 kn Wind unserm Ziel entgegen. Doch der Weg ist noch weit.
Für die Nacht reffen wir das Segel auf ca. 15 qm, Mit etwas weniger Fahrt aber deutlich ruhiger, fahren wir in die Nacht.
ETMAL 131 sm
08. Januar Tag 5 auf See
Der Morgen wolkenverhangen mit Regenwolken. So gestaltete sich auch der Vormittag. Eine Regenfront nach der anderen zog von achtern auf und brachte beachtliche Böen, in der Spitze mit 52 kn mit sich. Der Regen war warm aber dennoch nass. Mit den wenigen Sonnenstunden der letzten Tage ist auch unsere Batteriekapazität erschöpft. Zum Glück bringt der Nachmittag ein paar Sonnenstunden.
Der Wind bleibt seit Tagen konstant bei 30 kn und mehr. Inzwischen hat sich eine Kreuzsee gebildet, sodass immer wieder eine Welle von der Seite über das Deck huscht. Gegen Abend kommen wieder Wolken auf. Das war heute kein schöner Segeltag.
Etmal 134 sm
09. Januar Tag 7 auf See
Die Nacht über zog eine Regenfront nach der anderen über uns hinweg. Mehrfach wurden wir mit weichem Regenwasser gespült.
Verbunden waren die Schauer allerdings auch mit zeitweise viel Wind, so war die Nacht auch nicht langweilig mit Reffen und Ausreffen der Segel. Innerhalb weniger Minuten ist der Wind von angenehmen 20 kn auf 40 kn angestiegen. Eine kurze Dusche von ca 15 Min und alles ist vorbei.
Gegen Mittag haben wir weiße Wölkchen und den seit Tagen ersehnten Sonnenschein. Tut nicht nur uns gut, sondern auch unserer Batterie.
Segeln kann auch schön sein. Ansonsten bleibt der Rest vom Tag ereignislos. Keine Wale, keine Delfine, kein Fisch an der Angel.
Heute war Wasser warm mach - Batterie lade - Duschtag.
Etmal 131 sm
10. Januar 8 Tag auf See
Diese Nacht war deutlich ruhiger. Zwar auch immer wieder Wolken und ein paar Regenschauer aber nicht dieser starke Wind in den Wolken.
Heute haben wir auf Aufbackbrötchen zum Frühstck zurückgegriffen. Brot ist aufgefuttert, also ist heute Backtag.
Die Backmischungen haben, obwohl nochmals in Tüten eingepackt etwas Feuchtigkeit gezogen. Die erste Packung will
nicht so richtig aufgehen, doch dann geht sie und zwar über Bord. Mit den auf den Kanaren gekauften Backmischungen gelingt uns ein gutes Körnerbrot.
Gegen spät Nachmittag kommen auch schon wieder die ersten Regenwolken. Der Atlantik hat eine Wassertemperatur von 26,5°C und die Luft ist entsprechend. Da heizt sich die Luft tagsüber auf und zieht Wasser und zum Abend kann sie es nicht mehr halten und lässt es fallen, der Gierhals. Der warme Regen ist schon fast wieder angenehm. Aber nur fast.
Seit Tagen keinen Kontakt über Funk oder AIS, wir sind völlig alleine im weiten Ozean.
20:36 Uhr noch 1042 sm, Bergfest. Nicht die höchste Welle, sondern wir haben die Hälfte der Strecke geschafft.
ETMAL 127 sm
Etmal 127 sm
11.Januar Tag 9 auf See
Der Mond scheint hell, die goldnen Sternlein prangen, nur wenige Wolken und wir rauschen mit 7 kn dahin. Das ist berauschend.
Der Tag beginnt wieder mit ein paar Regenschauer. Das muss wohl die Jahreszeit sein. Wind ist NE-Passat mit um die 20 Knoten. Doch kommen regelmäßig Wolken durch, die alles verändern. Der Wind variiert um 60° mit Geschwindigkeiten von 15 - 40 kn, das Ganze mit Sonnenschein und blauem Himmel oder Wolken und Regen. Somit nicht das typische Passatsegeln, was man so oft liest, einmal die Segel einstellen und laufen lassen.
Den Tag über scheint überwiegend die Sonne und wir machen gut Fahrt. Leider wollte sich keine weitere Makrele zu der, die bereits im Kühlschrank ist, gesellen.
Heute waren noch ein paar Büroarbeiten notwendig und die ein und andere Flick- und Nähstunde einzulegen.
Etmal 132 sm
12.Januar Tag 10 auf See
Eine schöne sternenklare Nacht wie schon lange nicht mehr.
Leider war der Tag geprägt von viel Wind und Welle. Also nicht so sehr entspannt. Abfrage des SatPhone Guthaben, es sind noch 50 Min drauf. Sollte gut reichen.
Etmal 128 sm
13.Januar Tag 11 auf See
Die Nacht war etwas ungestüm. Wind mit 40 kn in den Spitzen, Wellen so ca. 4m hoch, dicke Regenwolken mit heftigen Regengüssen aber auch Sonne, Mond und Sterne.
Die Wellenberge türmen sich hinter uns im diffusen Mondlicht auf, Windfried hält den Kurs sauber zur Welle, als könnte er sie sehen und die Molly surft auf der Gischt der sich brechenden Welle mit über 10 kn. Und ich, stehe da, mit einem Staunen im Gesicht. Die nächste Welle rollt an, ich sag noch "du kommst da nicht rein" aber da ergießt sie sich im Cockpit und verwandelt es in eine 27°C warme Badewanne. Warmbadetag.
So arbeiten wir uns durch die Nacht, reffen der Segel, ausreffen, denn Windfried braucht Geschwindigkeit um zu reagieren.
Auf jeden Fall war die Nacht kurzweilig und ich habe wieder etwas mehr Vertrauen in unser Schiff gewonnen.
Heute Morgen haben wir dann die Reststrecke von 700 sm unterschritten. 2/3 sind geschafft. Das haben wir mit einer kurzen SMS via SatTelefone an Sebastian, unseren getreuen Verteiler gesendet. Er hat es dann an Matthias und die Omis weitergeleitet.
Heute war der erste Wassertank (155 Ltr) leer. Verbrauch durch Waschen, Kochen und Duschen. Man kann ja nicht sagen wir hätten schlechtes Wetter, aber das Geschaukel und die ständig brechende See macht so langsam keinen Spaß mehr.
Ein guter Kaffee mit Christstollen hebt die Stimmung wieder.
Wir wünschen uns für die resltichen Tage gemütliches Segelwetter.
Etmal 132 sm
14. Januar Tag 12 auf See
Der Himmel ist fast sternenklar, der Mond ist noch nicht aufgegangen. Im Kielwasser kann man schön fluoreszierendes Plankton sehen. Sieht aus wie tausende Glühwürmchen die im Wasser schwimmen. Ein wunderschönes Schauspiel der Natur.
Gegen später flattert und das im wahrsten Sinne des Wortes, ein Fisch ins Cockpit, so 20 cm lang und leuchtend Blau.
Wir haben dem fliegenden Fisch dann Starthilfe gegeben und in die Freiheit entlassen.
In der Nacht brist es wieder auf. Beim Frühstück kommt der erste moralische Tiefpunkt. Wir haben keine Lust mehr auf die Schaukelei und den ständigen Wind von 35 - 40 kn. Ein Gutes hat die Wetterlage im Augenblick und das muss man sich auch vor Augen halten, es könnte auch deutlich schlechter sein. Außer den vielen blauen Flecken und die Ungemütlichkeit ist alles gut.
Zudem ist gestern mein Spielzeug abgerissen. Es hatte einen Schlag auf die Angelleine gegeben und die ist irgendwo in der Mitte einfach die Angelleine abgerissen. Muss wohl was größeres gewesen sein.
Ab Donnerstag ist eine Wetterberuhigung auf 15 Knoten in Sicht. Wir werden sehen.
Am Nachmittag habe mit Vorbereitungen auf die wärmeren Gefilde begonnen. Eine neue Türe für den Niedergang mit Fliegengitter beklebt und eingepasst. Eine Abdeckung für das Vorschiffsluk habe ich Zuhause vorbereitet und wird morgen eingepasst.
Etmal 132 sm
15 Januar Tag 13 auf See
Nur noch 450 sm, wir kommen unserem Ziel näher. So langsam fängt man schon an zu rechnen, wann wir ankommen werden. Den Tag haben wir mit Pflegearbeiten verbracht.
Der Wind hat wie im Wetterbericht angekündigt zum Abend hin nachgelassen. Jetzt müssen es nur noch die Wellen merken. Mit ein paar Stunden Verzögerung sollte auch hier etwas mehr Ruhe einkehren.
Es treibt unheimlich viel Seegras oder irgend so ein Gewächs herum.
Angeln ist zur Zeit nicht möglich, da sich immer wieder Büschel davon im Köder verfangen. Gut getarnt schwimmt er dann hinterher, was aber nicht Sinn der Sache ist.
Heute Abend gibt es Fajitas mit Hühnchen.
Etmal 120 sm
16. Januar Tag 14 auf See
Heute war der erste richtige Passatsegeltag. Von morgens an blauer Himmel, ein paar kleine Wölkchen und 15-18kn Wind aus E.
Das verspricht ein schöner Tag zu werden.
Wir haben ein paar Vorbereitungen für die Ankunft in St. Lucia getroffen.
Haareschneiden,
Vorübung zum Fähnchen (Gastlandflagge) halten. Alexandras PC konnten wir heute auch wieder zum Leben erwecken. Hat sich tot gestellt, der Sack. Aber heute haben wir ihn erwischt.
Zum Tagesabschluss noch einen schönen Sonnenuntergang.
Von den Kap Verden nach Saint Lucia
Heute haben wir auch die ersten Hochrechnungen angestellt. Mit der derzeitigen Geschwindigkeit würden wir, wie immer mitten in der Nacht ankommen. Somit haben wir die geplante Ankunft auf den Sonntag früh morgens gelegt. So können wir ganz entspannt weiterfahren und müssen sogar noch etwas auf die Bremse drücken. Auf die paar Stunden kommt es auch nicht an.
Etmal 123 sm
17. Januar Tag 15 auf See
Auch heute wieder typisches Passatwetter.
Auch wir sind jetzt auf der Barfußroute angekommen.
Die Wassertemperatur ist inzwischen auf 27,5°C angestiegen. Heute hatten wir nach 2000 sm die erste sichtbare Begegnung mit einem Cargo Schiff.
Das erste Bild ist ein Suchbild. Doch das es das Cargo Schiff gibt, beweist das zweit Bild.
Das mit dem Angeln habe ich jetzt endgültig aufgegeben, da ist zu viel von diesem Seegras im Wasser.
Bild 2090)
Die Kriminalität in der Karibik ist nicht bedrohlich und auch nicht sonderlich hoch, aber ... führe mich nicht in Versuchung. Zu Hause lässt man die Haustüre ja nachts auch nicht weit geöffnet. Meist wird von Diebstählen berichtet, wo alles einladend offen stand.
So habe ich eine neue Türe mit Fliegengitter im Niedergang und Gitter am Fenster über der Bugkabine angebracht. Beides habe ich zu Hause schon als Bausätze vorbereitet.
Dann habe ich noch zwei Lampen mit Bewegungsmelder auf dem Vorschiff und unter der Sprayhood installiert.
Unerwünschte Besucher
stehen dann gleich im Rampenlicht.
Dem NE-Passat ist heute die Richtung etwas nach Süden verrutscht. Dadurch konnten wir unseren Kurs nicht mehr halten und driften zur Zeit um 20° nach Norden ab. Ich hoffe er merkt das ziemlich bald. Zumindest ist für morgen ENE vorhergesagt, der weiter nach NE drehen soll. Dann wäre es bis auf einen kleinen Umweg wieder gut.
Etmal 92 sm
18. Januar Tag 16 auf See
Das soll unser letzter Tag auf See sein. Ankunft (Landfall) ist für Sonntag 18. Januar am frühen Morgen geplant.
Derzeit sind wir wegen der etwas ungünstigen Windrichtung noch 9 sm nördlich vom Kurs.
Auf der Seekarte gibt es langsam auch wieder Tiefenangaben und die erste flache Stelle mit 2946 m.
Heute Morgen musste ich auch schon die Gasflasche wechseln. Eine 3/4 volle 5 kg Gasflasche haben wir während der
Überfahrt verbraucht.
Heute ist auch wieder Backtag. Zur Abwechslung gibt es Bauernbrot, Chiabatta und Hefezopf. Da ist eine gefräßige Crew
an Bord.
Alle 2 Stunden berechnen wir Entfernung und Geschwindigkeit, um die Ankunft zwischen 10 und 12 Uhr UTC (6-8 Uhr Lokal) zu bestimmen.
Noch 58 sm, man kann es kaum erwarten. Es ist alles vorbereitet, die Flaggen (Gelb und St. Lucia) wehen (Bild 2160), der Anker ist ausgepackt und fertig zum Fallen, der Sekt kalt gestellt.
Es sind noch knapp 50 sm, aber man kann den Lichterschein von Martinique schon sehen.
Etmal
19. Januar Tag 17 auf See
Der Atlantik verabschiedet sich noch einmal mit einer kräftigen Brise von 25-30 kn Wind und schiebt uns schneller als gewollt in die Karibische See.
Wir nehmen noch einen Umweg von ein paar Meilen, um nicht vor Sonnenaufgang unsere Ankerbucht zu erreichen.
Um 11 Uhr UTC oder 7 Uhr lokal fällt der Anker
Wir haben es geschafft. 2086 sm in 16 Ganzen Tagen auf See.
Mit einem ausgibigen Sektfrühstück begrüßen wir St. Lucia.
Danach holen wir etwas Schlaf der letzten Nacht nach.
Fliegende Fische, die in der letzten Nacht an Bord gelandet sind. Nicht alle schaffen es wieder in das Wasser.
Weiter geht es in Etappe 5, "Die karibischen Inseln"
Erkenntnis:
- Backmischung ist an Bord nicht so lange lagerfähig, die noch zu Hause gekauften Backmischungen haben Feuchtigkeit gezogen und sind fest geworden.
- Eine leichter Regenanzug für die Schauer bei einer Temperatur von 26°C
- Polstermaterial, in jedem Schapp und hinter jeder Türe klappert es. z.b. Schaumstoffmatten Verpackungsmaterial
- Arbeiten für die letzten 2-3 Tage aufheben, macht die Wartezeit auf den Landfall kurzweiliger.
- Die elektronische Küchenwaage funktioniert nicht, sobald das Schiff auch nur leicht schaukelt. Ob Schwell vor Anker oder Seegang unterwegs.